Lotsekai und Lotseplatz
Hamburg-Harburg

Alte und neue Elemente stehen in einem spannungsreichem Kontrast und gehen über den Charakter der eingesetzten Materialien einen gemeinsamen Dialog ein

Neugestaltung Lotsekai und Lotseplatz
Realisierung

Ort:Hamburg-Harburg (D)
Auftraggeber*innen:Stadt-Hamburg
Ansprechpartner*innen:Frau Pfennig
Planungszeitraum:2011–2013
Größe:ca. 6.800 m²
Architektur:Raumwerk Architekten, Frankfurt a.M.
Fotografie:Fotoatelier Holtschneider, Lohmar

Auf der Schloßinsel Harburg erstreckt sich entlang der nördlichen Hafenkante der Lotsekai. Die neu gestaltete öffentliche Promenade des Lotsekais bildet gemeinsam mit dem angrenzenden Platzbereich, dem Lotseplatz, das fußläufige Entree auf die Schloßinsel. Mit der Entlassung der Insel aus dem Geltungsbereich des Hafens und der Schaffung neuen Planungsrechtes wurde die städtebauliche und funktionale Neustrukturierung dieses Areals für Gewerbe und Wohnen ermöglicht und der Wandel des bisher rein hafengewerblich genutzten Gebietes in ein neues Stadtquartier in Gang gesetzt.

Die betrachteten Freiräume erstrecken sich über eine Gesamtfläche von etwa 6000 m² entlang der Uferlinie des Lotsekais vom Dampfschiffsweg im Westen bis zum östlichen Ende im Bereich der Jöhnkwerft. Sie schließen die beiden Freiflächen zwischen Zitadellenstraße im Norden und Lotsekai im Süden mit ein: der „Lotseplatz“ ist zentrales Bindeglied zwischen dem Gebrüder-Cohen-Park auf der Schloßinsel und dem neugestalteten Kai entlang des Hafenbeckens, der „Brückenweg“ bildet die nördlich der neu entstehenden Fußgänger-Drehbrücke anschließende Verbindung.

Die Schloßinsel ist teilweise als archäologische Vorbehaltsfläche und Denkmalschutzensemble ausgewiesen. Die markanten, wesenseigenen Spuren der einstigen hafengewerblichen Nutzung spiegeln sich in der Freiraumgestaltung des Lotsekais wieder. Der Erhalt der Kräne und Schienen als hafentypische Relikte und der Wiedereinbau der ursprünglichen Pflasterbeläge bewahren die historische Bedeutung des Ortes.

Der durch Brüche und Überformungen geprägte raue Charakter der Hafenanlage wurde durch die Ergänzung mit neuen Materialien und Ausstattungselementen zu einem attraktiven Aufenthaltsbereich am Wasser verbunden.  Alte und neue Elemente stehen hierbei zum einen in spannungsreichem Kontrast zueinander, gleichermaßen gehen sie über den rauen und robusten Charakter der eingesetzten Materialien einen gemeinsamen Dialog ein. Die neu ergänzten Ausstattungselemente aus Cortenstahl und Bongossi-Vollholz entsprechen dem Hafencharakter. In den Bereichen des Lotseplatzes und des Brückenweges befinden sich Baumpflanzungen. In ihrer sonst vegetationsfreien Umgebung des Hafengeländes fast künstlich wirkend, spenden ihre Kronen an Sonnentagen angenehmen Schatten. Der Bereich des Lotsekais wurde entsprechend bewusst von Bepflanzung frei gehalten.

Die Freianlage wurde von ruhendem Verkehr befreit und ist für den Andienungsverkehr der Hafenmole nur in Ausnahmen befahrbar, was die hohe Aufenthaltsqualität der öffentlichen Freiflächen begünstigt.

Auf dem Lotseplatz befinden sich Lichtmasten aus Cortenstahl, die durch ihre leichte Schrägstellung an Schiffsmasten erinnern und dem Platz ein identitätsstiftendes Bild verleihen.

Wie gestapelte Holzbalken laden verschiedene Elemente auf dem Platz und entlang der Uferkante zum Sitzen ein. Eine Besonderheit bilden die Holzliegen, die sich auf den Bestandsschienen verschieben und individuell positionieren lassen.