Stadtmauerring
Korbach, 1.BA

Stadtmauerring
Korbach, 1.BA

Ort:Korbach
Auftraggeber*innen:Magistrat der Kreis- und Hansestadt Korbach
Ansprechpartner*innen:Herr Stefan Bublak Frau Iris König
Planungszeitraum:2018-2020
Planungsleistung:LP1 - 9
Größe:ca. 13.600m²
Fotografie:Nikolai Benner
Visualisierung:monokrom

Im Rahmen des Gesamtprojekts der Hansestadt Korbach „Zwischen den Mauern und
Laake“ bildet der Stadtpark einen von insgesamt acht Abschnitten des zu
erneuernden Stadtringes. Die Flächen des Stadtringes liegen in größten Teilen
zwischen dem Doppelring der mittelalterlichen Stadtmauer, welcher die
historische Kernstadt von Korbach umfasst. Im westlichen Ringabschnitt fehlt
die Mauer heute teilweise, war historisch teils gar nicht vorhanden oder der
Raum zwischen den Mauern wurde mit Wohngebäuden bebaut. Hier bilden großzügige
öffentliche Freiflächen außerhalb des eigentlichen Stadtringes den Ringschluss
des heutigen Grüngürtels. Der Stadtpark befindet sich im nördlichen Bereich
dieses Grüngürtels der äußeren Mauer vorgelagert.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde der Stadtpark auf den
ehemaligen Kalkwiesen der Stadt errichtet und ist seitdem mit einer
Wasserfläche Anziehungsort für die Einwohnerschaft Korbachs und den Tourismus.
Im Rahmen des Förderprojekts wird der ca. 1,75 ha große Stadtpark als erster
Bauabschnitt umgeplant und erneuert.
Gehölzrahmungen, eine Wasserfläche mit Fontäne und angrenzendem
Terrassenbereich sowie eine große multifunktional zu nutzende Wiese bilden die
Kernelemente des Gestaltungskonzepts. Die Konzeptinhalte sind aus dem
historischen Erscheinungsbild des Stadtparks abgeleitet und integrieren Teile
des derzeitigen Vegetationsbestandes. Die vorhandenen Potentiale des Ortes
wurden aufgegriffen, gestalterisch aufgewertet und für die gegenwärtigen sowie
zukünftigen Nutzungsansprüche qualifiziert.

EINHEIT – WEGEKONZEPT

Der Park teilt sich großräumig betrachtet in zwei Bereiche. Der südliche Teil
besteht aus einer großen Rasenfläche, der nördliche Bereich aus einer
eingefassten Wasserfläche. Beidseitig der Wiese und des Gewässers verlaufen
Parkwege. Diese Wege sind Teil des Rundweges entlang des Stadtmauerringes. Der
Rundweg durchläuft und verbindet alle Ringabschnitte und bildet neben der
Stadtmauer das Hauptelement des Gesamtkonzeptes, welches den Ring als Einheit
auch in der Fußgängerperspektive zusammenhält. Die Freiflächen, welche
außerhalb des historischen Ringverlaufs liegen, erhalten hierbei eine doppelte
Wegeführung. Dem Gesamtkonzept geschuldet wird der Wegebelag in einem
einheitlichen Material ausgeführt. Derzeit ist angedacht, die beanspruchten
Wegeoberflächen mit einer abgestreuten Asphaltdeckschicht auszuführen, die
weniger beanspruchten reinen Spazierwege in wassergebundener Wegedecke.
Farbgebung und Körnung des Oberflächenmaterials werden in beiden Varianten so
angeglichen, dass sie optisch homogen erscheinen. Der westlich verlaufende Weg
im Stadtpark wird als Spazierweg ausgeführt, der östlich verlaufende dient der
übergeordneten Radwegeverbindung sowie zur Befahrung mit Pflegefahrzeugen.
Alle Eingänge zum Stadtpark werden stufenfrei hergestellt, eine motorisierte
Befahrung durch Unbefugte wird mittels umklappbaren oder herausnehmbaren
Absperrpollern und erhöhter Kanten unterbunden.
Der befestigte Weg im Park erhält eine auf das Gesamtkonzept abgestimmte
Wegebeleuchtung. Hier sind schlicht-elegante Mastleuchten mit einem Mast aus
pulverbeschichtetem Stahl und einem zylinderförmigen Leuchtkopf aus Glas
angedacht. Auch die Wege begleitenden Sitzmöbel entstammen in ihrer
Gestaltungssprache dem Gesamtkonzept.
Zwischen Wiese und Wasserfläche befindet sich ein querverlaufender Weg, der
eine Wege- und Sichtverbindung zur Klosterpforte gewährt.

 

VIELFALT – EIGENART DES STADTPARKS

Neben den Gestaltungselementen, die den Stadtpark als Teil des Stadtringes
charakterisieren, heben die weiteren eingesetzten Gestaltungskomponenten seine
Individualität in Hinblick auf die eigene Atmosphäre des Ortes und seine
eigenen Nutzungsansprüche hervor.
Den räumlichen Rahmen bilden Gehölzpflanzungen. Im Westen befindet sich eine
Lindenallee (Sommerlinde – Tilia platyphyllos) im Bestand, welche im
nördlichen Drittel der neuen Parkwiese endet. Diese Allee wird mit
Neupflanzungen entlang des bogenförmigen Weges bis zum Ende der neuen
Wasserfläche weitergeführt. Zwischen Allee und der den Park begrenzenden
Fahrbahn „An der Kalkmauer“ bleiben vereinzelte Großbäume diverser Arten
erhalten. Der Unterwuchs wird entfernt. An dessen Stelle wird ein
blütenreicher Staudensaum gepflanzt, der mit einer Höhe von etwa 80 cm den
Blick auf die Kalkmauer auf der gesamten Länge des Stadtparks frei lässt. Im
Osten wird die bestehende Lindenreihe wegebegleitend weitergeführt. Zwischen
Lindenreihe und Kuhbach respektive Fahrbahn „Heerstraße“ verbleiben ebenso die
einzelnen Großgehölze. Hier wird der Gehölzsaum mit Baum- und
Strauchpflanzungen ergänzt. Diese Verdichtung soll den Sicht- und Lärmschutz
zur viel befahrenen Heerstraße sowie zur geplanten Einfriedung des Kuhbaches
vervollständigen. Auf der großen Parkwiese und auf der nördlich abschließenden
Terrassenfläche bleibt der Gehölzbestand in seiner lockeren Formation
weitestgehend erhalten und bildet schattige Aufenthaltsbereiche.
Die große Parkwiese im Süden gibt einerseits den parkspezifischen Nutzungen
Raum und dient dem Liegen, Sitzen, Sonnen, Beisammensein und Spiel.
Andererseits eignet sie sich temporär als Besucherfläche für Stadtparkfeste
und Zuschauerfläche zur Bühne, die südlich der Wiese auf dem neu entstehenden
Stadtplatz errichtet werden kann.
Der Stichweg zur Klosterpforte weitet sich zwischen Parkwiese und Wasserfläche
als kleiner Platz auf. Darauf befindet sich eine lange hölzerne Sitzbank,
welche das Sitzen mit Blick in beide Richtungen ermöglicht.
Die Wasserfläche mit imposanter Fontäne im nördlichen Bereich bildet einen
attraktiven Anziehungspunkt für Alt und Jung. Eine Wasserfläche mit Fontäne
erfreute die Menschen seit Errichtung des Stadtparks und war jeher von großer
Beliebtheit. Das historisch etablierte Gestaltungselement wird in die
Neukonzeption integriert. Die Wasserfläche erhält eine betonende Einfassung
aus hellem Beton, welche sich mit der ansteigenden Topografie des Parks nach
Norden hin erhöht. Am nördlichen Ende führen so Betonstufen zum Wasser hin.
Auf den Stufen, welche selbst bereits Sitzgelegenheiten bieten, werden
hölzerne Liegen installiert. Gleiche Liegen befinden sich auch auf der
nördlich angrenzenden Terrassenfläche. Der Blick Richtung Süden über die
Wasserfläche zeigt neben der Fontäne eine üppige Randbepflanzung aus blühenden
Uferstauden und Gräsern sowie Seerosen auf der Wasserfläche. Die Uferzone des
Teiches wird mit einer Flachwasserzone konzipiert. Hineingefallene Lebewesen
können dort leicht hinausklettern oder unproblematisch gerettet werden. Die
Unfallgefahr wird weitestgehend verhindert.
Die Terrasse bietet angenehmen Aufenthalt in teils sonnigen und teils
baumüberstandenen beschatteten Bereichen. Auf dieser als Treffpunkt dienenden
Fläche sind Spielgeräte für Kleinkinder verortet. Wünschenswert wäre es, wenn
sich im nördlichen Teilbereich zum bestehenden Parkplatz hin ein Kiosk mit
Außenbestuhlung und Bewirtung etabliere.

 

EINHEIT UND VIELFALT – EIN NEUER PLATZ ALS STADTENTRÉE

Südlich des Parks angrenzend an die große Wiese entsteht ein neuer Platz als
repräsentatives Stadtentrée. Einerseits ist dieser Platz Bindeglied zwischen
den Ringabschnitten „Allee-Bleiche“ und Stadtpark und somit Teil der EINHEIT
in Bezug auf das Gesamtkonzept, andererseits ist er Bindeglied zwischen der
äußeren Stadt und der Kernstadt und als Trittstein ein Ort mit eigenem
Charakter – somit auch Teil der VIELFALT.
Der Platzbelag fügt sich dem Materialkonzept des Stadtringes. Sowohl
Gehwegbereiche als auch Fahrbahn werden in gleichem Material wie die
beanspruchten Abschnitte des Rundweges ausgeführt. Eine große Sonnenbank lädt
auf der Mittelinsel zum Verweilen ein. Die locker ergänzten Solitärgehölze
belassen die Platzfläche durchlässig und geben neuen Nutzungen und weiteren
möglichen Möblierungselementen Raum.