Quartier "Die Welle"
Köln

Die Welle Köln

Ort:Köln
Auftraggeber*innen: Die Welle Köln Erste GmbH & Co. KG
Ansprechpartner*innen:Ingenieurgesellschaft Burgert mbH
Planungszeitraumab 2020
Planungsleistung:LP1-4
Größe:ca. 30.000m²
Visualisierung:Moka-Studio
Architektur:ASTOC Architects and Planners GmbH

Das Wohnungsbauprojekt „Die Welle Köln“ befindet sich im Stadtteil Marienburg südlich der Kölner Innenstadt und unmittelbar südlich an dem Raderberggürtel, der die Stadt als wichtige Verkehrsstraße westlich des Rheins umschließt. Dominiert wurde der Ort ursprünglich von dem ehemaligen Funkhaus der Deutschen Welle. Mit einer Höhe von 133m war das Gebäude zudem ein fester Bestandteil der Kölner Skyline. Nach dem Umzug der Deutschen Welle nach Bonn im Jahr 2003 folgte der Leerstand und mündete in den Abriss des Gebäudes.

Als Folge des erhöhten Wohnungsbedarfs der Stadt Köln entsteht nun auf diesem Gelände ein neues Wohnquartier mit öffentlichen, halböffentlichen und privaten Freiräumen. Im Westen und Süden grenzen Gewerbefläche an die neue Bebauungsstruktur und im Südwesten verbindet eine Grünfläche mit angegliederter Kita das Gebiet mit dem Kölner Grüngürtel in Form eines kleinen Grünzuges.

Die Erschließung des Plangebiets erfolgt über vier Straßen. Neben den Bestandsstraßen Raderberggürtel und Mertener Straße werden zusätzlich die Planstraße A im Osten und Planstraße B und Süden hinzugefügt, sodass eine volle Umfahrung des Plangebiets gewährleistet ist. Die Welle wird ein autofreies Quartier. Lediglich Rettungsfahrzeuge, Müllfahrzeug sowie gelegentlich Umzugswagen dürfen das Quartier befahren.

 

KONZEPT

Das Konzept für die konkrete Projektfläche der Freianlagen „Die Welle Köln“ leitet sich aus fünf Freiraumtypologien ab, die sich in der Region des Rheinlandes wiederfinden lassen. Auf der einen Seite gibt es das Urbane, welches durch die Stadt Köln sowie dem ehemaligen Funkhaus der Deutschen Welle symbolisiert wird. Auf der anderen Seite gibt es den Naturraumaspekt des Rheinlandes mit den Hügeln und der spannenden Herbstfärbung des Siebengebirges, dem Waldaspekt der Eifel und der Streuobstwiesestruktur des Vorgebirges und des Meckenheimer Landes. Diese fünf Typologien spiegeln sich in der Bepflanzung, Ausstattung oder Textur verschiedener Teilräume des neuen Wohnquartiers wider.
Die übergeordneten Themen charakterisieren die verschiedenen Freiräume innerhalb des Quartiers.
Im Westen des Quartiers befinden sich die 4 Gartenhöfe. Im Zentrum bildet der alles verbindende Boulevard das Rückgrat des Quartiers. Östlich des Boulevards liegen sowohl zwei Landschaftshöfe als auch der Stadthof.
Weiterhin wird das Wohngebiet durch vorwiegend südlich ausgerichtete Privatgärten, als auch nördlich ausgerichtete Gräserpflanzungen als Vorzone zu den Gebäuden geprägt.
Neben der Hauptwegeverbindung entlang des Boulevards und in Richtung des Stadthofes, umrahmen Quartierswege die einzelnen Garten-, sowie Landschaftshöfe.

ENTWURF

Bunte Gartenhöfe

Über die neugeplante Planstraße A lassen sich nach Osten hin vier rechteckige kleine Gartenhöfe erreichen, die auf der einen Seite von Privatgärten umrahmt sind und auf der anderen Seite an den lang gezogenen Boulevard grenzen. Die vier kleinen Gartenhöfe liegen eingebettet zwischen den kammartigen Wohngebäuden im Westen und den größeren Hofgebäuden im Osten. Sie bieten Platz für öffentlich zugängliche, private Spielflächen, die vor allem von jungen Familien mit ihren Kindern genutzt werden können. Bei der Ausgestaltung der Flächen wurde sich an den Farbverläufen der Fassade des ehemaligen Funkturms orientiert. Das Farbenspiel kann sich dabei in der Bepflanzung, den Spielelemente oder des Spielbelags wiederfinden und bildet so eine Reminiszenz an das ehemalige Funkhaus der Deutsche Welle.

Boulevard

Der Boulevard dient als Rückgrat des Quartiers und verbindet die kleineren Gartenhöfe im Westen mit den im Osten liegenden Landschaftshöfen sowie dem Stadthof. Als Verbindungsachse mit Nord/ Süd Ausrichtung durchkreuzen ihn kleinere und größere Verbindungswege in Ost/West Richtung. Ein öffentliches Gehrecht ermöglicht die Zugänglichkeit und Durchquerung des Wohngebietes für die Öffentlichkeit. Der Boulevard bildet zudem zum einen den zentralen Rettungsweg für das Quartier und kann zum anderen von einem Müllfahrzeug befahren werden.
Zentrales Gestaltungselement des Boulevards ist eine Baumpflanzung in Hochbeeten aus Stahl oder Beton mit partiell integrierten Sitzbänken. Bei der Gehölzwahl (z. B. Amberbaum) wird sich an dem Herbstfärbungsphänomen „Indian Summers“ orientiert. So wird eine Verbindung zum Siebengebirge geschaffen und der Naturraum ein Stück weit ins Plangebiet integriert. Zwischen den Hochbeeten entstehen Teilräume zum einen als Anleiterflächen für die Feuerwehr, zum anderen bieten die Nischen die Möglichkeit Sitzflächen zu verorten, die zum Verweilen und Ausruhen in geschützter Atmosphäre einladen. Auch hier kann sich das Siebengebirge in verschiedenen Ausarbeitungen der Sitzfläche (z. B. Wellenform) wiederfinden.
Des Weiteren werden einige Standorte für Unterflurmüllcontainer im Boulevard verortet.

Landschaftshof Nord

Der Landschaftshof Nord orientiert sich wie der Boulevard an Naturraumelementen des Rheinlandes. Prägendes Element sind dabei die Streuobstwiesen des Meckenheimer Landes. Das Obstthema wird zum einen durch die Bepflanzung der offenen Wiesenflächen mit verschiedenen Obstbäumen und zum anderen durch besondere Spielelemente in Obstform, wie z.B. Apfel, Birne, Kirsche zum Beklettern, Durchkriechen oder Erlernen/Kennenlernen umgesetzt. Gemähte Wiesenwege machen die Fläche variabel begehbar. Durch die Bepflanzung der Gehölze und der damit einhergehende notwendige Aufbau oberhalb der Tiefgarage lassen die Möglichkeit zu, eine leichte topographische Modellierung vorzunehmen. Dadurch entsteht eine natürliche Atmosphäre, welche den Streuobstwiesencharakter im Plangebiet abbildet.

Stadthof

Der Stadthof bildet das urbane Zentrum des Quartiers. Er öffnet das Quartier einladend zum öffentlichen Straßenland und bietet als Quartiersplatz einen urbanen Treffpunkt für dessen Anwohner. Der Platz wird von einer einreihigen Gehölzpflanzung aus Blütenbäumen (z. B. fruchtlose Vogelkirsche) eingerahmt, die sich im Osten und Westen zu Baumpaketen verdichtet. Eine Innenhoffläche aus wassergebundener Wegedecke wirkt wie eine große Baumscheibe, erinnert an südeuropäische Plätze und lädt Erwachsene wie Kinder z.B. zum Boule spielen ein.
Eine lange Sonnenbank oder eine lange Tafel mit Sitzbänken aus Beton bietet die Möglichkeit des Zusammenkommens und des Treffens im Quartier an (z. B. weiße Tafel). Das Highlight des Platzes bildet ein bodenbündiges Wasserspielelement (z.B. ein Fontänenfeld). Im Sommer dient es als Hauptattraktion für die Quartierskinder und sorgt zudem mit seiner Kühlung für ein angenehmes Kleinklima.
Eine kleine Mauer mit Schriftzug im Zugangsbereich zu der Mertener Straße grenzt einen weiteren Unterflurcontinerstandort ab und fungiert gleichzeitig adressbildend für das Quartier. Aufgrund der Tiefgaragenbebauung und der Festsetzungen im Bebauungsplan entsteht an der südlichen Grenze des Platzes zwischen Gehweg und wassergebundener Wegedecke eine Sitzkante, die zum Verweilen einlädt. Aufgrund der Tiefgarage und notwendigen Bodenaufbau bei Gehölzpflanzungen werden im Süden verschleifende Stufen in nord-südlich verlaufender Richtung geplant. Der barrierefreie Zugang erfolgt entlang der nördlichen Zuwegung.

Landschaftshof Süd

Der Landschaftshof Süd stellt neben dem Landschaftshof Nord und dem Boulevard ein weiteres Landschaftselement des Rheinlandes dar. Das Bergische Land und dessen Waldstruktur wird im Freiraumkonzept der Welle aufgegriffen und anhand von groß aufwachsenden Kiefern und/oder Lärchen nachempfunden. Neben Waldspielelementen, wie einem Baumhaus, Waldwackeltieren, Holzbalken zum klettern und balancieren sowie einem natürlichen Belag aus Holzhackschnitzel verdeutlicht auch die Gehölzbepflanzung aus Baumgruppen mit Lichtungen und Unterpflanzungen das Motiv des Hofes.
Aufgrund der Tiefgaragenunterbauung des Quartiers und den Festsetzungen des Bauungsplans (Aufbau über TG für Baumpflanzungen) werden die Gehölze in Gruppen angeordnet und der Waldboden leicht modelliert.