Innenstadt Vaals
Niederlande

Das Thema der Stoffe wird über stilisierte Teppiche, die sich als Belagsintarsien in die Flächen des Freiraums einlegen, übersetzt.

Innenstadt Vaals (NL)
Realisierung, 1. Preis

Ort:vaals (NL)
Auftraggeber*innen:Gemeente Vaals (NL)
Ansprechpartner*innen:Herr Kessen
Planungszeitraum:2013–2016
Größe:ca. 12.000m²
Fotografie:Fotoatelier Holtschneider, Lohmar
Preise:Deutscher Landschaftsarchitektur-Preis 2019
Auszeichnungen:„Internationale Projekte“, 2019

Mit der städtebaulichen Neuordnung der Bebauung im Umfeld des Gemeindehauses in Vaals erhält auch der öffentliche Raum die Chance sich neu zu entwickeln. Kernidee der übergeordneten Neuplanung ist es das Gemeindehaus wieder stärker in das städtebauliche Zentrum zu rücken und einen neuen Zuschnitt für den Marktplatz zu formulieren.

Das landschaftsarchitektonische Konzept basiert auf zwei entscheidenden Ideen. Zum einen soll die Beziehung von der Maastrichterlaan mit ihren Geschäften über die Tyrellsestraat und den neuen Marktplatz zum Gemeindehaus gestärkt werden. Zum anderen erhalten die unterschiedlichen Teilräume entlang dieser Linie eigene Gestaltungsthemen, so daß eine spannungsreiche Abfolge von Plätzen entsteht. Inhaltlich werden aus der Spezifik des Ortes, über seine industrielle Vergangenheit der Tuchfabrik Clermont die einzelnen Gestaltungsthemen entwickelt. Das Thema der Stoffe wird über stilisierte Teppiche, die sich als Belagsintarsien in die Flächen des Freiraums einlegen, übersetzt.

 

Tyrellsestraat

Der direkte Anschluß an die Maastrichterlaan in das neue Quartier führt über die Tyrellsestraat. Sie wird als Läufer interpretiert. und mit der `Grünen Arkade` wird man auf den Marktplatz geleitet. Entlang der neuen Bebauung mit Geschäften und Dienstleistungen kann man auf großen Betonplatten gut flanieren und einkaufen. Der Gehweg vor den Fassaden ist großzügig ausgebildet und bietet die Möglichkeit hier Stühle für Gastronomie oder Auslagen der Geschäfte zu platzieren.

Die Linie der `Grünen Arkade` fügt sich aus kastenförmig geschnittenen Lindenbäumen zusammen und hat neben ihrer leitenden Wirkung zwei weitere wichtige Aufgaben zu erfüllen. Neben der Funktion den steinernen Stadtraum mit dem gärtnerischen Thema der Pflanze stimmungsvoll aufzuwerten, sind unter dem Blätterdach verschiedene Funktionen untergebracht.

Beleuchtet wird der Raum über Linien aus Mastleuchten, die entlang der Bebauung sowohl eine leitende Wirkung haben, als auch in der Fläche die Zonierung zwischen Verkehr und Fußgängerbereich erkennbar werden lassen.

 

Marktplatz

Der Marktplatz erhält seine räumliche Fassung durch die neue Bebauungsstruktur aus dem städtebaulichen Masterplan. Die direkte Beziehung auf das Gemeindehaus ordnet auch den neuen Marktraum klar dem Gemeindehaus zu. Der Entwurf sieht hier einen offenen und multifunktional bespielbaren Platz vor, der sich als Marktteppich in das übergeordnete Thema der Stoffe einfügt. Das Marktfeld lässt sich als Intarsie im Bodenbelag deutlich ablesen und interpretiert die Struktur eines Gewebes über ein Verlegemuster aus Betonpflastersteinen. Zusätzlich wird der Marktteppich mit einem Wasserspiel aus Fontänen ergänzt, die zu den Zeiten, wenn der Markt nicht von Händlern belegt ist, ein fröhliches und interessantes Bild für alle Generationen erzeugen kann.

 

Tuchterrasse

Die Fläche zwischen dem Neubau am Marktplatz und dem Gemeindehaus erhält das Thema Tuchterrasse. Die Fläche schiebt sich leicht aus der geneigten Bestandstopographie heraus und kann sowohl Barriere frei, als auch über Stufen erreicht werden. Die so entstandene ebene Terrasse kann gut von der angrenzenden Restauration mit Stühlen und Tischen genutzt werden.

 

Färberbecken

Innerhalb des U-förmigen Innenhofs gerahmt von den historischen Gebäudefassaden befindet sich das Färberbecken. In Anlehnung an die Tuchfärberei der Tuchfabrik Clermont, bekannt v.a. für grüne und rote Stoffe, befindet sich ein stilisiertes Tuch in der roten „Färberflüssigkeit“. Das Tuch ist aus wellenartig geformtem Lochblech gefertigt und wurde rot lackiert. Durch die Löcher sprudeln Luftblasen in das Wasserbecken, welches dem Becken eine spritzige Lebendigkeit verleiht. Das Becken kann in den Dämmerungsstunden zusätzlich mit farbigem Licht illuminiert werden.

 

Clermont-Garten

Etwas abseits von der belebten Platzfolge liegt der Clermont-Garten. Er dient als Ruhepol und grüne Oase in der sonst urbanen neuen Mitte. Die Anordnung der Pflanzbeete erinnert an zur Trocknung ausgelegte Tücher. Das Ensemble aus blütenreichen Beeten, bequemen Sitzbänken mit Auflage und Rückenlehne aus Holz und der Brunnen mit flachem Wasserspiegel auf einem Natursteinquader verleihen dem Garten eine meditative Atmosphäre.