Nukleus Freiheit
Emscher

Der Grüne Ring bildet den Rahmen des Nukleus und dient als Sammler und Verteiler der ankommenden Menschen.

Nukleus Freiheit Emscher

Ort: Bottrop/ Essen Sturmshof
Auftraggeber*innen: Stadt Bottrop/ Stadt Essen
Ansprechpartner*innen:Frau Ursula Dickmann & Herr Steffen Lenze
Planungszeitraum:2022
Größe: ca. 450.000m²
Visualisierungen: Adrian Calitz

Das Projekt „Freiraumplanung Nukleus Freiheit Emscher“ basiert auf der Machbarkeitsstudie „Freiheit Emscher“ und insbesondere auf dem darin entwickelten Freiraumkonzept von LAND Germany. Auf dieser Grundlage bildet das Projekt ein Grobkonzept zur zukünftigen Freiraumentwicklung ab und führt Aussagen über die Funktionen und Qualitäten der Flächen auf. Der Fokus liegt hierbei auf dem Nukleus und den Kanaluferzonen innerhalb des Nukleus. Die Betrachtung des Umfeldes und der Vernetzungen mit umliegenden Stadträumen sowie von gegenwärtigen und zukünftigen Verknüpfungen ist ebenso Teil der Planung. 

Das Ziel der Planungen ist es den Nukleus als repräsentativen Ort an der Wasserlage zu entwickeln und neben kleinteiligen Betrieben, Büros und Start-Ups auch ein Angebote des Verweilens anzubieten. Die Kanaluferzonen am Rhein-Herne-Kanal sollen hierbei besonders im Fokus stehen und für die Menschen erlebbar gemacht werden. Neben der Nutzung als attraktiver Arbeitsstandort sollen hier auch Freizeitziele entstehen, die das Gebiet auch an Abenden und Wochenenden bespielen. 

Projektstruktur

Seit dem Jahr 2016 verbindet das Projekt Freiheit Emscher die drei beteiligten Auftraggeber: die Stadt Bottrop, die Stadt Essen und die RAG Montan Immobilien GmbH (RAG MI) miteinander. Im Projekt Freiheit Emscher kommen zudem unterschiedliche Fachdisziplinen zu einem Integrierten Planungsteam zusammen. Im Porjekt Masterplan Infrastruktur wird vom Büro stadt.Verkehr der Vorentwurf für die konkrete Lage und Verlauf des Gewerbeboulevards sowie der Entwurf für die wichtigen Knotenpunkte erstellt; ebenso wird von dem Büro Tuttahs & Meyer ein Konzept zur Bewirtschaftung des Niederschlagswassers mit Vertiefung und Variantenentwicklung für die äußeren Entwässerung erstellt. Die in der folgenden Dokumentation dargestellten Planungen umfasst die Vertiefung des Freiraumkonzeptes im Umfeld des Nukleus mit Gestaltungsplan und Lupenräumen entlang der Kanaluferzonen – diese sind ebenfalls Teil des Masterplans Infrastruktur. Parallel wird die Umwelttrasse von dem Büro spiekermann in einem konzeptionellen Gesamtkonzept weiterentwickelt. In den folgenden Planzeichnungen sind die jeweiligen Planungen der Fachdisziplinen mit dem Stand von November 2022 berücksichtigt. 

Grundlagen

Die Machbarkeitsstudie Freiheit Emscher aus dem Jahr 2019 bildet die Grundlage für die anstehende Entwicklung des Freiraumkonzeptes zum Nukleus. In dieser sind die neuen Leitbilder und städtebaulichen Ziele für das gesamte Entwicklungsgebiet Freiheit Emscher definiert. Hierbei stehen die Nachfolgenutzungen der ehemaligen Bergbauflächen im Fokus. Die Machbarkeitsstudie formuliert auf Grundlage einer Gewerbeflächenanalyse die bewusste Neuausrichtung der Ansiedlungsstrategie hin zu wissensbasierten Unternehmungen. Es sollen Impulse für die umliegenden Quartiere folgen, die zur städtebaulichen Aufwertung und Attraktivierungssteigerung führen sollen.

Die ausführliche Grundlagenermittlung zum Projekt und eine Liste der zugrundeliegenden Dateien/ Planwerke und Gutachten, kann im Anhang eingesehen werden. 

Bestandsgelände

Eingefasst von der Emscher, der A42 und der B244 liegt der Nukleus Freiheit Emscher heute in Insellage und sehr abgeschnitten von den umliegenden Quartieren. Durchquert vom Rhein-Herne-Kanal besteht der Nukleus aus zwei ehemaligen Bergbauflächen der RAG, der Fläche Sturmshof und der Fläche Hafen Coelln-Neuessen. Bis heute sind die Flächen der ehemaligen Kohlelager erkennbar und von der Schwärze der Kohle gefärbt. Die großen zentralen Lagerflächen sind bis heute kaum bewachsen, jedoch umsäumt von üppigen Gehölzflächen entlang der Autobahn und des Kanals. Verbunden werden die Flächen von einer Brücke, die ehemals durch die Bahn als Transportweg genutzt wurden. Auf der Fläche Hafen Coelln-Neuessen sind heute noch Relikte aus der Zeit des Bergbaus vorzufinden, vor allem Elemente von Förderbändern zum Befördern der Kohle entlang des Rhein-Herne-Kanals sind noch erkennbar. Am östlichen Rand der Fläche Hafen Coelln-Neuessen liegt ein gewachsenes kleines Wäldchen mit Lichtungen und kleinen Feuchtgebieten.

 

KONZEPT

Im Konzept Nukleus Freiheit Emscher wird der Planungsraum in der Lage und Verknüpfung bezüglich anderer städtischer Bausteine analysiert und in einen Kontext gesetzt, wodurch die räumlichen Schwerpunkte und Hotspots erörtert werden. Weiterführend wird der Planungsraum in unterschiedliche Freiraumtypologien gegliedert.

 

Vernetzung

Stadträumliche Einbindung

Der zukünftige Nukleus Freiheit Emscher liegt in einer Insellage umrahmt von der Emscher sowie der Bundesautobahn und Bundesstraße. Erst hinter diesen Barrieren liegen die nächsten Wohnviertel in den Stadtteilen Karnap, Altenessen und Vogelheim. Auffallend ist zudem die hohe Dichte an Halden in näherer Umgebung. Dazu gehören die Ausflugsziele Tetraeder und alpincenter in Bottrop sowie die Schurenbachhalde am Rhein-Herne-Kanal. Durchquert wird das Plangebiet von dem Rhein-Herne-Kanal, der als wichtige Wasserachse parallel zur Emscher verläuft. 

 

Wegebeziehungen | Planung & Bestand

Der Nukleus wird von einer wichtigen Freizeit- und Fahrradroute entlang des nördlichen Ufers des Rhein-Herne-Kanals durchquert, die zukünftig als IGA-Radweg ausgebaut werden soll und so die Ost-West-Querung des Gebietes sichert. Auch auf der Südseite des Ufers soll entlang des Rhein-Herne-Kanals eine Fahrrad- und Fußgängerroute entstehen. In Nord-Süd-Richtung soll zukünftig der Gewerbeboulevard die wichtigste Verbindung für den motorisierten Individualverkehr darstellen. Dieser durchquert den Nukleus in zentraler Lage und bindet an den Sturmshof sowie über die BAB an das neue Gebiet Emil Emscher an. Die Umwelttrasse, die den Nukleus am westlichen Gebietsrand tangiert, wird die Haupterschließungsachse für den Rad- und Busverkehr. Hier soll sich im Bereich des Nukleus unter Umständen zudem die sogenannte HQS-Trasse von der Umwelttrasse lösen und die Menschen direkt in das Innere des Nukleus bringen. 

 

Die Wasserachse als Anziehungspunkt

Der Rhein-Herne-Kanal, der den Nukleus durchquert, ist ein besonderer Anziehungspunkt innerhalb des Gebietes. Er verbindet den Nukleus einerseits mit den angrenzenden Grün- und Stadträumen und bietet andererseits eine attraktive Lage am Wasser.

 

Verbindungen für Bürger*Innen und Besucher*Innen

Zukünftig soll der Nukleus in das umliegende Netz an Stadtteilen und Freizeitangeboten angebunden werden, sodass er zusätzlich zur Funktion als Gewerbestandort für das Leben der Stadtbewohner*Innen und Tourist*Innen von Bedeutung ist. Die Insellage des Nukleus soll so weit wie möglich aufgelöst werden. Wichtig ist es also vor allem die nahen Stadtteile Vogelheim und Altenessen über die BAB mit dem Nukleus und somit auch mit dem Rhein-Herne-Kanal zu verbinden. Als Verbindungslinien für den Tourismus ist vor allem die Verknüpfung mit den umliegenden Halden von Bedeutung. Nördlich des Nukleus kann über einen Ringverbund der Tetraeder, das alpincenter und die Welheimer Mark miteinander verknüpft und über den Nukleus sowie den Rhein-Herne-Kanal an die Schurenbachhalde angebunden werden.

 

Schlussfolgerungen für den Nukleus

Für das Konzept zum Nukleus ergeben sich durch die vorausgegangenen Untersuchungen folgende Schlussfolgerungen: Der Rhein-Herne-Kanal bildet als Wasserachse eine wichtige übergeordnete Verbindung für Fahrradfahrer*Innen und Erholungssuchende. Zudem bietet er eine attraktive Lage und direkten Zugang zum Wasser. Der zukünftige IGA-Radweg schmiegt sich hier an den Kanal bevor er im westlichen Bereich Richtung Emscher verläuft. Die zukünftig wichtigste und nachhaltigste Verbindung im Nukleus bildet die westlich verlaufende Umwelttrasse, die das Gebiet als Fahrradverbindung sowie über den ÖPNV an die Städte Bottrop und Essen anbindet.

 

Typologien im Nukleus

Als Grundlage für den freiraumplanerischen Entwurf wird zunächst eine Typologisierung der Freiräume im Nukleus vorgenommen. Die Typologien zeigen räumliche Zusammenhänge, definieren Nutzungen und kategorisieren die großzügigen Freiflächen, die zur Verfügung stehen. Zudem werden mit Hilfe der Freiraumtypologien die Intensität und Qualität der Gestaltung festgelegt und Schwerpunkte gebildet.

 

Grüner Ring | naturnahe Vegetation & Lärmschutz

Der Grüne Ring bildet den Rahmen des Nukleus und dient als Sammler und Verteiler der ankommenden Menschen. Durchlaufen wird der Grüne Ring von einem großen Rundweg, an dem alle Wege von außen ankommen und in das Innere Wegenetz weiterleiten. Der Grüne Ring integriert bestehende Strukturen wie den östlich liegenden Wald und die Gehölzsäume entlang der Autobahn und kann zudem Lärmschutzfunktionen übernehmen. 

 

Norduferpromenade | Schnelle und langsame Wege

Die Norduferpromenade erschließt auf zwei Ebenen die Fläche Sturmshof von Seiten des Rhein-Herne-Kanals. Auf unterer Ebene wird der IGA-Radweg integriert – hier steht die schnelle Fortbewegung mit dem Fahrrad im Fokus. Auf der oberen Ebene erschließt die Promenade das Gebiet entlang der zukünftigen Baukörper. Zwischen den Wegen bleibt die bestehende Böschung mit dem gewachsenen Gehölzbestand erhalten. 

 

Plätze der Energielandschaften | Charakter des Ortes

Um die rückwärtig liegenden Gewerbeflächen auf dem Gelände Sturmshof ebenfalls an den Rhein-Herne-Kanal anzubinden und zusätzliche Aufenthaltsbereiche im Gebiet zu entwickeln, schieben sich drei Plätze zwischen den Gebäudekörpern in das Gebiet. Die drei Plätze sollen mit ihren ortsbezogenen Themen Identitfikationsorte im Gebiet werden und den Charakter des Ortes als ehemalige Bergbaufläche symbolisieren.  

 

Süduferpromenade | Urbane Zone

Die Süduferpromenade befindet sich auf der Fläche Hafen Coelln-Neuessen entlang der hohen Kaimauer und wird genutzt, um einen städtischen Schwerpunkt zu entwickeln. Das Industriehafenambiente soll mit Hilfe von dem Erhalt einzelner Bergbaurelikte unterstützt werden. 

 

Wassergärten | Freiräume am und mit Wasser

Die Wassergärten stellen ein besonderes Highlight im Zentrum des Nukleus dar. Die Aufweitung des Rhein-Herne-Kanals wird genutzt um auf der unteren Wasserebene ein großzügiges Deck mit Freizeitnutzungen zu etablieren. Die besondere Lage direkt auf der Wasseroberfläche werden hier mit exklusiven Nutzungen wie Schwimmbecken, Sportflächen und Bühnen verbunden.

 

Straßenbegleitende Freiräume mit Schwammeffekt

Die straßenbegleitenden Freiräume sollen so gestaltet werden, dass sie das anfallende Regenwasser sammeln und zur Verdunstung, also zur Verbesserung des Stadtklimas, bereitstellen. Da eine Versickerung des anfallenden Wassers vermutlich auf Grund der belasteten Böden des ehemaligen Industriestandortes nicht möglich ist, werden großzügige Flächen entlang der Erschließungsstraßen am Standort Hafen Coelln-Neuessen zur Verfügung gestellt um das Regenwasser oberirdisch zu sammeln. Im Übergang zum östlichen bestehenden Wäldchen und unterhalb der Straße Sturmshof, soll das Regenwasser unterirdisch gesammelt werden (s. Entwässerungskonzept Tuttahs & Meyer).

 

Wegekonzept

Das Wegekonzept innerhalb des Nukleus Freiheit Emscher gliedert sich in eine Wegehierarchie. Innerhalb des Grünen Rings dient ein Rundweg als Sammler und Verteiler und verbindet die Wege im Gebiet am äußeren Rand mit den ankommenden Wegen aus der Umgebung Auch die Uferwege entlang der Nord- und der Süduferpromenade übernehmen eine übergeordnete, verknüpfende Funktion, bieten gleichzeitig aber auch Aufenthaltsbereiche an. Über den Grünen Rundweg und die Uferwege wird die Umwelttrasse ab den Nukleus angebunden. Untergeordnete Verbindungswege erschließen wie ein Netz die Gewerbeflächen für Fußgänger*Innen und Fahrradfahrer*Innen.

 

3. Freiräume

Der Entwurfsplan (im Originalmaßstab 1:1000) zeigt den gesamten Nukleus mit den differenzierten einzelnen Freiräumen. Eingearbeitet ist hier der Gewerbeboulevard mit seinen Erschließungsstraßen (Stand: November 2022). Die städtebaulichen Strukturen weichen auf Grund der Verschiebung des Gewerbeboulevards von der Machbarkeitsstudie ab und sind im Nachgang dieses Verfahrens durch Stadtplaner zu prüfen und zu aktualisieren.

Im Folgenden werden die einzelnen Freiräume als Lupenräume detaillierter aufgezeigt, beschrieben und mit Referenzbildern Materialien und Ausstattungselemente charakterisiert. 

 

3.1 Grüner Ring

Im Osten und Süden des Nukleus wird der Grüne Ring durch die Böschung zur BAB geführt, die von einem Weg begleitet wird und so an der Autobahnbrücke auf die Umwelttrasse stößt. Der Ring schließt sich im Norden durch die dreireihige Baumallee des Gewerbeboulevards am Sturmshof in Richtung Zubringer zur Autobahn.  

Im Bereich des bestehenden Wäldchens baut der Grüne Ring auf den heutigen gewachsenen Strukturen im Nukleus auf und entwickelt diese zu Potentialen des Gebietes. Das Wäldchen birgt bereits heute ein vielfältiges und spannendes Bild, das es zu erhalten gilt. Der dichte Wald mit üppigem Unterwuchs wird immer wieder durch offene Lichtungen mit Farnen oder Feuchtgebieten unterbrochen. 

Um nur geringe Eingriffe im Wäldchen vorzunehmen, werden bestehende Strukturen genutzt, um eine Durchwegung zu ermöglichen. Auf dem ehemaligen Gleisbett sowie entlang der bestehenden Fernwärmeleitung entstehen schmale Pfade. Kleine Aufenthaltsbereiche im Wald bieten die Möglichkeit sich hier zurückzuziehen und die Natur zu beobachten. 

Im Übergang zu dem neuen Gewerbegebiet und in Verbindung mit einem Verbindungsweg zwischen Emil Emscher und Rhein-Herne-Kanal entsteht ein Kreuzkrötenkorridor, der Teil des übergeordneten Biotopverbundes ist. Hier findet die Kreuzkröte offene, sonnige Bereiche mit Steinschüttungen und Totholz sowie Mulden die temporäre Feuchtzonen bieten.

Am Ende des Verbindungsweges und im Übergang zur Süduferpromenade wird ein kleiner Auftaktplatz verortet. Hier gibt es die Möglichkeit sich zu orientieren, das Fahrrad abzustellen oder über Sitzstufen an den Rhein-Herne-Kanal zu kommen.

Wird im Porjektgebiet ein Umlagerungsbauwerk benötigt, so kann dieses in den Lärmschutzwall entlang der Autobahn oder an Stelle eines südlichen Baufeldes angelegt werden.

 

3.2 Plätze der Energielandschaften

Am nördlichen Ufer des Rhein-Herne-Kanals verbinden die drei Plätze der Energielandschaften die Gewerbeflächen auf der Fläche Sturmshof mit dem Rhein-Herne-Kanal. Sie erzählen die Geschichte der Energielandschaften und bilden so eine neue ortsbezogene Identität. 

Der östliche Platz trägt das Thema „Sumpfwald“ und thematisiert die Entstehung der Steinkohle und somit die Herkunft der großen Energielandschaften im Ruhrgebiet. Vor vielen Millionen Jahren wurde ein Großteil der Erde von Sumpfvegetation bedeckt, die vermutlich aus Urwäldern mit Farnbäumen bestand. Aus den dortigen Farnen, Bärlappen und Schachtelhalmen entstand dann durch einen Klimaumschwung und das darauffolgende Absterben und Ablagern der Pflanzen über Millionen von Jahren die heutige Steinkohle. Durch Druck und Temperaturen in tieferen Erdschichten liefen chemische Reaktionen ab, bei denen der Anteil des Kohlenstoffes zunahm. Durch diese sogenannte Inkohlung entsteht zunächst Torf, dann Braunkohle und Steinkohle. Dieser Ursprung der Kohle soll auf dem ersten Platz als Sumpfwald mit Wasserzonen, Farnen und Bärlappen gestalterisch aufgegriffen werden. Holzstege und Terrassen bieten Querungsmöglichkeiten und Terrassen für den Aufenthalt in der spannenden Atmosphäre. 

Der zentrale Platz wird als abstrahierte Haldenlandschaft ausgestaltet. Die Haldenlandschaft stellt die jahrzehntelange Nutzung der Flächen im Planungsgebiet als Kohlelager in abstrahierter sowie moderner Form dar. Die modellierten Rasenhügel bilden kleine, privatere Aufenthaltsräume in ihren Zwischenräumen. 

Der dritte und westliche Platz steht für die Energielandschaft der Zukunft und für die zukunftsweisende Orientierung des Gesamtprojektes. Großzügige, raumwirksame Pflanzflächen werden mit Energiepflanzen wie Raps, Mais und Chinaschilf, die zur Energiegewinnung mit Biogasanlagen verwendet werden, bepflanzt. Kleine Aufenthaltsbereiche werden mit sogenannten Solarbäumen überstellt, dessen Schirme mit bunten Solarpanels ausgestattet sind und Strom zur Weiterverwendung ausgestattet werden. Der gewonnene Strom kann beispielsweise zum Laden von Elektrofahrrädern verwendet werden.

Alle Plätze sind über eine offene Fuge in der Bestandsböschung mit dem Rhein-Herne-Kanal verbunden und bieten nach Süden ausgerichtete Sitzstufen in der Rasenböschung. Großzügige Sitzbänke aus groben Holzbänken fügen sich in den robusten Charakter des Gesamtgebietes ein und erzählen mit ihren Inschriften von der Geschichte der Energielandschaften. 

 

3.3 Norduferpromenade

Die Norduferpromenade zeichnet sich durch den Verlauf auf zwei Ebenen und ihren grünen Charakter aus. Kombiniert mit dem IGA-Radweg führt der breite asphaltierte Fahrradweg auf der unteren Ebene direkt entlang vom Rhein-Herne-Kanal. Lediglich die niedrige Steinböschung trennt die Nutzer*Innen von der Wasseroberfläche. Getrennt durch die bestehende baumbestandene Böschung, verläuft der obere Promenadenweg entlang der Gebäudekubaturen und erschließt die Gewerbeflächen von Seiten des Kanals. Der Blick öffnet sich von oben lediglich an den Plätzen der Energielandschaften zum Kanal; in den anderen Bereichen bleibt der Baumbestand erhalten. 

 

3.4 Süduferpromenade

Die Süduferpromenade weist bereits im Bestand eine hohe Wasserkante mit Spundwand auf und qualifiziert sich zusätzlich durch ihre Nähe zum Hafeneck und den Wassergärten dazu als urbane Uferkante ausgebildet zu werden. Zudem befinden sich im Bereich der Süduferpromenade zur Zeit keine größeren Gehölzstrukturen, die zu erhalten sind. 

Die Süduferpromenade legt sich zwischen den kleinen Auftaktplatz am Kreuzkrötenkorridor und das Hafeneck im Osten des Nukleus. Kleine baumüberstandene Orientierungsplätze befinden sich an den Öffnungen in das Quartier, als Ziele der Verbindungswege. Auf einer Intarsie aus Natursteinpflaster, das das roughe Ambiente und den Hafencharakter des Gebietes wiedergibt, werden Sitzelemente unterschiedlicher Art (Hocker, Bänke Podeste) aus grobem Holz unter dem Blätterdach der Bäume platziert und bieten die Möglichkeit zum Treffen und Austausch. Zwischen die kleinen Plätze spannen sich Gräserpflanzungen in denen sich wiederum kleine Aufenthaltsnischen zum Rückzug mit wassergebundener Wegedecke und großzügigen Boomerang-Bänken finden lassen. In die Pflanzflächen werden Schüttungen aus Schieferplatten eingearbeitet, die partiell und subtil auf die Entdeckung der Kohle durch die der erdoberflächennahe liegenden Kohleflöze hingewiesen. 

Südlich der Pflanz- und Aufenthaltsflächen befindet sich ein Korridor, der für den Radverkehr, die Anlieferung und Rettungswege vorbehalten wird. Nördlich, an der Uferkante, befinden sich die Bewegungsflächen für die Fußgänger*Innen. 

Integriert in den westlichen Orientierungsplatz der Süduferpromenade wird das stillgelegte Element der Bandanlage erhalten und durch Illumination in die Planung integriert und neu in Szene gesetzt. Es bleibt als Erinnerungsstück an die ehemalige Nutzung als Kohlelager bestehen. 

 

3.5 Hafeneck

Als Knotenpunkt der Bewegungslinien innerhalb des Nukleus wird das Hafeneck besonders in Szene gesetzt und erhält Nutzungen, die an Feierabenden und Wochenenden Anziehungskraft entwickeln. Der westliche Bereich wird als Hafenstrand gestaltet, der mit hohen Kiefern und Sanddünen Urlaubsstimmung an die Hafenkante bringen. Liegen und Sonnenschirme machen das Ambiente komplett. Der geplante Baukörper eignet sich um in der Erdgeschosszone eine Gastronomie mit Außenbereich oder Strandbar zu integrieren. Die Autobahn wird durch eine Lärmschutzwand von dem Hafenstrand abgeschirmt. 

Unter der Autobahnbrücke wird eine Freizeitnutzung für Sport und Spiel empfohlen. Die Rückseite der Lärmschutzwand kann als Kletter- bzw. Boulderwand genutzt werden, auf der Fläche können sich Skate- oder BMX-Trails etablieren. 

Die östliche Seite des Hafenecks wird mit einer großzügigen Sitzstufenanlage ausgestattet, die sich auf der untersten Stufe bis unter die Wasseroberfläche zieht und so einen direkten Kontakt zum Rhein-Herne-Kanal herstellt. Integriert in die Stufenanlage werden Baumpflanzungen aus bspw. Weiden, die ein malerisches Ambiente und ein gutes Kleinklima erzeugen. 

Auf der oberen Ebene, im Winkel des angrenzenden Gebäudekörpers wird ein Baumhain über einer Intarsie aus wassergebundener Wegedecke gepflanzt. Im Frühling soll der Baumhain aus Kastanien oder Kirschbäumen einen besonderen Blühaspekt zeigen. Die Fläche darunter eignet sich besonders für einen atmosphärischen Biergarten. 

 

3.6 Wassergärten

Direkt auf der Wasseroberfläche des Rhein-Herne-Kanals befindet sich das große Holzdeck, das die Wassergärten beheimatet. Je nach Vorstellung können in diesen verschiedenen Funktionen untergebracht werden. Locken große Schwimmbecken mit Rutschen und Sprungtürmen Familien und Kinder an den Wochenenden an, so bieten Soccer- oder Beachvolleyballplätze den Mitarbeiter*Innen an dem Gewerbestandort einen Ausgleich in der Pause oder an Feierabenden. Kleine und große Bühnen können die Möglichkeit bieten Freilichtkino oder Konzerte in ungestörter Umgebung zu veranstalten und das besondere Ambiente unterhalb der Spundwände zu inszenieren. Flächen mit Wasserpflanzen können genutzt werden um die Wasserqualität des Rhein-Herne-Kanals zu verbessern oder das Wasser der Schwimmbecken zu reinigen.

 

3.7 Straßenbegleitende Freiräume

Die straßenbegleitenden Freiräume der Erschließungsstraßen im Bereich Hafen Coelln-Neuessen werden als Retentionsflächen ausgebildet. Da eine Versickerung von Regenwasser auf Grund der kontaminierten Böden vermutlich nicht möglich sein wird, wird das Regenwasser hier zurückgehalten und für die Verdunstung bereitgestellt. So wird die Abflussmenge verzögert und minimiert. Zusätzlich wird das Kleinklima in den Straßenräumen durch die Verdunstung verbessert und runtergekühlt. An den Kreuzungen der Erschließungsstraßen mit den Verbindungswegen entstehen kleine Aufenthaltsinseln an den Retentionsräumen. Diese bieten die Möglichkeit für den kurzen Aufenthalt oder Pause im Freien. Parallel zur nördlichen Erschließungsstraße wird eine Trasse freigehalten, die als Korridor des potentiellen HQS vorgesehen ist. Als Zwischennutzung wird hier eine bienenfreundliche Blühwiese gesät.