Zentralparkplatz
Kulmbach

Die Rückzugsmöglichkeit im Schatten eines Baumdaches und die grundsätzliche Ergänzung des Platzes mit einem starken vegetativen Thema, wird die Aufenthaltsqualität deutlich verbessern.

Zentralparkplatz mit Umfeld, Kulmbach
Realisierung

Ort:Kulmbach (D)
Auftraggeber*innen:H2M Architekten + Stadtplaner GmbH, Kulmbach
Ansprechpartner*innenHerr Johannes Müller
Planungszeitraum:2015–2019
Größe:ca. 12.000 m2
Architektur:H2M Architekten + Stadtplaner GmbH, Kulmbach
Fotografie:Fotoatelier Holtschneider, Lohmar

Situation

Der Zentralparkplatz in Kulmbach spielt im Gefüge der Stadt in vieler Hinsicht eine besondere Rolle. Zum einen liegt er im Schnittpunkt überörtlicher Erschließungsstraßen und dem Maintal Radweg am nordöstlichen Rand des Geschäftszentrums. Daraus resultiert die Nutzung als zentraler Parkplatz in der Innenstadt. Zu anderen hat er sich in den letzten Jahrzehnten als öffentliche Platzfläche mit Markt und anderen Kulturveranstaltungen bewährt, die im Übergang zur Altstadt für eine Attraktivierung des städtischen Lebens geführt hat.

Aus Sicht der Stadtgeschichte ist der Platz im Vergleich zum historischen Marktplatz ein junger Platz. Erst ist auf den Flächen des ehemaligen Brauhauses der Kulmbacher Aktienbrauerei zwischen Grabenstraße und Sutte erst in den 1970er Jahren entstanden. Seine 2-3 geschossigen Ränder schaffen es heute leider nicht dem Platz eine angenehme Proportion zu verleihen, die ihn, neben seiner Funktion als öffentlicher Parkplatz, auch als Ort der Begegnung erlebbar werden lässt. Zudem haben die Zufahrten in die Tiefgarage und die Fahrbahnen der Sutte heute eine starke Barrierewirkung, die vor allem die angrenzende Stadthalle vom Platzgeschehen ausschließt. Dabei hat der Zentralparkplatz durch seine Lagegunst am Fuße der Obermainschen Hügellandschaft einen direkten Sichtbezug zur imposanten Plassenburg. Zugleich hat er das Potential, als Trittstein zu den angrenzenden Naherholungsbereichen entlang der Mainauen genutzt zu werden. Diese sind im Rahmenplan ISEK `von der Stadt im Grünen, zur grünen Stadt` bereits nachvollziehbar formuliert.

 

Konzept

Das landschaftsarchitektonisch- städtebauliche Konzept zur Umgestaltung des Zentralplatzes basiert auf zwei grundsätzlichen Zielvorgaben. Zum einen soll die Proportion des Platzes, durch die Setzung eines Baumblockes an der Grabenstraße geheilt und die historische Raumsequenz der Grabenstraße wieder nachgezeichnet werden. Die Rückzugsmöglichkeit im Schatten eines Baumdaches und die grundsätzliche Ergänzung des Platzes mit einem starken vegetativen Thema, wird die Aufenthaltsqualität deutlich verbessern. Zum anderen wird die Neuorganisation des Parkens, die Zufahrten in die Tiefgarage und die Führung der Verkehre mit den Bushalten zu einer insgesamt besseren Orientierung auf dem Platz führen. Die Stadthalle mit ihrem Umfeld erhält einen Anschluss an den Platz und kann somit als Trittstein in die angrenzenden Quartiere und Grünzüge fungieren.

 

Grüne Arkade

Die durch den Abbruch der EKU-Brauerei entstandene Platzlücke des Zentralparkplatzes, die maßstäblich, räumlich proportional und gestalterische Defizite aufweist, gilt es im städtebaulichen Kontext zu integrieren. Die Entwurfsidee leitet sich von der ehemaligen Blockrandbebauung ab. Eine neue grüne Insel von ca. 4,8 m Breite bildet eine subtile Raumkante, die zwar durchlässig für fußläufige Bewegungen in alle Richtungen ist, aber den Verkehr der Grabenstraße weniger stark auf den Platz einwirken lassen wird.

Der Bereich unter dem Blätterdach, welches aus 24 Kasteneichen gesetzt werden könnte, wird durch filigrane Einzelbänke ergänzt. Im nördlichen Bereich zur Stadthalle orientiert, finden 6 Fahrradanlehnbügel Platz. Der Wegebelag beim Zentralplatz ist als wassergebundene Decke vorgesehen. Zur Zeit des Bierfestes sind die Möbel demontierbar.

 

Plaza Cervisia

Die eigentliche Stellplatzfläche wird neu strukturiert. Ein ca. 6,2 x 3,0 m großes Raster markiert einen zentralen Teppich, auf dem die PKW´s abgestellt werden können. Die einzelnen `Parkfelder` werden aus durchgefärbten großformatigen Betonplatten ausgefüllt und mit Ornamentsteinen ergänzt.

Ziel der Gestaltung ist es, neben den funktionalen Anforderungen einer Stellplatzanlage, dem Ort durch seine Gestaltung eine starke Identität zu verleihen. Die historische Altstadt soll mit einem modernen, zeitgemäßen Platz zu ergänzen werden. Die großformatigen Betonplatten sind in unterschiedlichen Anthrazit- und Grautönen sind zwar farblich an den ortsüblichen Granitstein angepasst, jedoch in ihrer Gesamtwirkung dunkler als die Platzrandbereiche.

Die Randbereiche vor den Fassaden werden im stadttypischen Granit ausgebaut. Großsteinpflaster im Reihenverband in gebundener Bauweise schafft den Verbund zwischen Alt und Neu.

Die umliegenden Straßen werden als verkehrsberuhigter Geschäftsbereich mit Tempo 30 ausgewiesen. Der Verkehr erhält eine barrierefreie Führung und wird über Asphalt mit einer Reaktionsharzbeschichtung geleitet. Die Beschichtung dient zur farblichen Anpassung an den Zentralparkplatz.

 

Bierbrunnen

Den Übergang in die Altstadt mit dem malerischen Marktplatz akzentuiert ein neuer Brunnen. Seine Form ist von den alten Braukesseln abgeleitet, die mit hölzernen Wannen gefasst waren. Wasser läuft über eine Kupferfläche und kann berührt und bespielt werden, so dass dieser Ort ein spannender Treffpunkt für Jung und Alt sein kann. Wenn in der Zeit der Frostgefahr das Wasser abgestellt ist, kann der Brunnen als Objekt wirken und behält seinen Reiz im Kontrast zu den sonst leeren Becken üblicher Brunnen in der Stadt. Der Brunnen wird durch Licht auch im Dunkeln in Szene gesetzt.