Klimaquartier Glückstraße
Dortmund Derne

Klimaquartier Glückstraße in Dortmund Derne

Auslobung: Wilma Wohnen West Projekte GmbH
Datum: April 2023
Verfahren:Nicht offener Einladungswettbewerb
Preis: 1. Preis
Architektur: Pesch Partner Architektur Stadtplanung GmbH

Städtebauliche Idee

Die Quartierentwicklung Glückstraße greift auf gartenstädtische Motive der Dortmunder Arbeitersiedlungen in der Umgebung zurück und interpretiert sie neu für eine vielfältige soziale Gemeinschaft. Grundlage für nachhaltiges Zusammenleben im neuen Quartier ist die attraktive Wohnatmosphäre in überschaubaren Nachbarschaften, in denen sich die dort lebenden Menschen wohl fühlen, weil öffentliches und privates Leben konfliktfrei getrennt sind.

Getragen wird der Entwurf von zwei aus den historischen Ruhrgebietssiedlungen abgeleiteten Motiven: Der Grünen Mitte mit der vorgelagerten Terrasse als Kristallisationspunkt der Quartiersöffentlichkeit und Wohnhöfen unterschiedlicher Dichte als Heimat für überschaubare Nachbarschaften.

Verknüpft werden diese Kernelemente des Entwurfs mit den wichtigen Zielpunkten in der Umgebung über ein komfortables Wegenetz. Als Rückgrat des Wegenetzes fungieren die beiden grünen Spangen zwischen dem Quartierspark in der Mitte und der urbanen Natur im Norden. Das Mobilitätskonzept stellt konsequent den Fuß- und Radverkehr in den Fokus und garantiert eine autoarme Wohnumgebung.

 

Städtebau: Attraktive Räume und Adressen

Die Verbindungen in die Landschaft betonen den gartenstädtischen Charakter des Quartiers. Die städtebauliche Figur ergibt sich selbstverständlich aus den wichtigen Wegen zwischen dem Bahnhof im Süden, den Angelteichen im Nordosten und den Siedlungsgebieten um den Derner Kippshof. Es entsteht ein Fächer aus Nachbarschaften mit dem Quartierspark im Fokus.

Den Weg in die Natur begleiten die dezentral angeordneten Treffpunkte, die zufällige Begegnungen fördern und zum Aufenthalt einladen. An der zentralen Terrasse vis à vis des Quartiersparks befinden sich ein Quartierscafé und ein Bewohnertreff. Weitere an die Quartiersöffentlichkeit adressierte Einrichtungen könnten hier Platz finden.

Die Waldkita entsteht im Süden des Quartiersparks unter großen Bestandsbäumen in bester Erreichbarkeit am südlichen Quartierseingang. Wir schlagen vor, sie mit Seniorenwohnungen in den Obergeschossen zu einem Generationenhaus zu ergänzen.

 

Wohnen: Vielfalt als Konzept

Für die Vielfalt der Wohnungsangebote sorgt die Verbindung von individuellen und gemeinschaftlichen Wohnformen in Wohnhöfen unterschiedlicher Dichte und Gestalt. Geschosswohnungsbau, Reihen- und Doppelhäuser decken eine breite Nachfrage in Dortmund ab. Hinzu kommen Stadthäuser, in denen sich unter einem Dach individuelles Wohnen und Arbeiten verbinden. Soziale Vielfalt ergibt sich beiläufig, indem sich Geschosswohnungsbau, ggf. auch öffentlich geförderten Wohnungen und individuellen Wohnformen in den Höfen mischen.

Mit der gewählten städtebaulichen Figuration wird die Trennung von Öffentlichkeit und Privatheit unterstützt. Alle Wohnungen erhalten einen geschützten privaten bzw. gemeinschaftlich nutzbaren Freiraum. Entlang der Bahnstrecke werden Gebäudetypologien angeboten, die leistungsfähigen Lärmschutz mit hoher Wohnqualität verbinden. Neben einem variantenreichen Geschosswohnungsbau können auch dreigeschossige Stadthäuser mit Garten und Homeoffice realisiert werden.

Die im Entwurfsplan dargestellten Gebäude ermöglichen die Realisierung von Wohneinheiten im Geschosswohnungsbau, Wohneinheiten in Reihenhäusern und in Doppelhäusern.  Die Modularität der verwendeten Stadtbausteine führt zu einem stabilen Gerüst, das auch noch während der Realisierung auf eine veränderte Nachfrage reagieren kann.

 

Freiraum: Verwebung von Stadt und Natur

Das Quartier Glückstraße erhält durch einen großen Park eine grüne Mitte, die als gemeinschaftlicher Treffpunkt und grüne Lunge des Quartiers einen zentralen Freiraum mit hoher Aufenthaltsqualität schafft.

Nördlich wird der Park durch eine mit einem lichten Baumhain bespielte Terrasse erweitert, hier entsteht der öffentliche Quartierstreffpunkt. Südlich der grünen Terrasse bilden besonnte Sitzstufen den Übergang zur Parklandschaft, die sich in diesem Bereich durch eine gemuldete Fläche als wechselfeuchte Zone mit temporären Gewässern gestaltet, die so zur Verbesserung des Mikroklimas beiträgt und auch für Kinder einen ökologischen Spielwert bietet. Die Parklandschaft definiert sich als sonnige Spiellandschaft, die vereinzelt mit schattenspendenden Bäumen bespielt wird.

Von der Stadt in die Natur – der zentrale Quartierspark fungiert als grüner Trittstein und verknüpft sich durch die großzügigen Wohnboulevards im Osten und Westen mit dem Landschaftsschutzgebiet im Norden.

Von der Natur in die Stadt – der nördliche Übergang fächert sich zum Landschaftsschutzgebiet auf, sodass sich der Charakter des Schutzgebietes wie grüne Finger über lockere Baumpflanzungen in die Gärten und Wohnachsen des Quartiers hineinzieht und Stadt und Natur miteinander verwoben werden.

Die Wohnhöfe fungieren als grünes Wohnzimmer und Gemeinschaftstreffpunkte für die Bewohner:innen. Sie erhalten durch Obstgehölze jeweils ein eigenes Thema und bieten auch einen sozialen Aspekt der Selbstversorgung innerhalb der Nachbarschaft.

 

Mobilität: Umweltgerecht und bewohnerfreundlich

Die gewählte städtebauliche Dichte bietet die Chance für ein innovatives Mobilitätsmanagement. Leitverkehrsmittel des Quartiers ist der Fußverkehr, dem ein dichtes Netz von verkehrsberuhigten Wohnstraßen durch alle Nachbarschaften hindurch zur Verfügung steht. Die Autoerreichbarkeit aller Grundstücke ist jedoch gegeben.

Das Quartier wird in klassischer Weise durch die Glückstraße erschlossen. Sie bietet er Orientierung bietet und trägt mit dem Blick auf die Grüne Mitte zur Adressbildung bei. Die Glückstraße ist als Tempo 30-Straße gestaltet und erhält Aufpflasterungen an querenden Fuß- und Radwegen. Alle anderen Straßenräume sind als verkehrsberuhigte Bereiche elementarer Bestandteil eines attraktiven Wohnumfelds.

Die Bewohnerstellplätze werden dezentral in Mobilitätsscheunen und Carports angeboten, sodass fahrverkehrsfreie Innenbereiche möglich werden. Für die beiden dreigeschossigen Garagen wird die Verwendung des erprobten Schindler Autoaufzugs vorgeschlagen.

Doppelhäuser an den Erschließungsstraßen erhalten Stellplätze auf dem Grundstück. Den Wohnhöfen sind Stellplätze für Fahrrädern und Lastenfahrräder zugeordnet.

 

Energie und Klima: nachhaltig und resilient

Die  Lebensqualität im Quartier wird durch ein ausbalanciertes Netz gut erreichbarer gemeinschaftlich nutzbarer Freiräume mit Grünvolumen und Aufenthaltsqualität gesteigert. Der erhaltene Baumbestand trägt durch Verdunstungskühle und Schatten zu einem angenehmen Klima bei. Die helle Farbgebung der Häuser und Verkehrsflächen nutzt den Albedo Effekt. So kann die Aufheizung der Außenräume in Hitzeperioden vermieden werden. Alle auf dem Planungsperimeter anfallenden Niederschläge sollen auf den jeweiligen Baufeldern und den öffentlichen Erschließungsflächen verzögert abgeleitet bzw. versickert werden.

Erste Aufgabe ist die Reduktion des Inputs. Dies wird erreicht über begrünte Dächer und die Minimierung versiegelter Belagsflächen. Soweit technisch vertretbar sollten wassergebundene Wegedecken, wasserdurchlässigen Asphalt oder Beton/Natursteinpflaster bevorzugt werden. Die Entwässerung der Belagsflächen erfolgt in den Wohnhöfen über Rigolen und in den grünen Fugen zwischen den Hausgruppen in Mulden auf den anliegenden Vegetationsflächen. Die Parkwiese und die Pflanzbeete in den begrünten Straßen und Treffpunkten leisten sind wichtige Bausteine der blaugrünen Infrastruktur.

Die Ausrichtung der Gebäude und die Dachflächen bieten optimale Bedingungen für die Solarenergiegewinnung (Photovoltaik und Kollektoren). Eine Kombination mit der Dachbegrünung ist vorgesehen.

Das stark durchgrünte Wohnumfeld, ein in die Lebenswelt einbezogenes Niederschlagsmanagement und ein solar optimierter Städtebau verbinden sich zu einem resilienten Konzept, das auch Extremwetterlagen standhält.